(Wird nach dem Evangelium vorgelesen, am Morgen des Dienstags der ersten Woche der großen Fastenzeit)
Meine Lieben, setzen wir unser Fasten mit allem Eifer fort. Unser Fasten sei nicht ein bloßer Verzicht auf Speisen, vielmehr sollten wir von unseren Sünden Abstand nehmen, vor allem während dieser besonderen Tage, dieser 40 heiligen Tage, während derer der Herr des Universums gefastet hat: ,,Legt also alle Bosheit ab, alle Falschheit und Heuchelei, allen Neid und alle Verleumdung. Verlangt, gleichsam als neugeborene Kinder, nach der unverfälschten, geistigen Milch, damit ihr durch sie heranwachst und das Heil erlangt.“ (1.Petr 2,1-2)
So lasst uns von uns werfen alle Treulosigkeit und allen Hass und alle Verleumdung und alle schlechten Taten. Lasst uns überwinden die Trunkenheit, aus der alle schmutzigen, verwerflichen Dinge hervorgehen, lasst uns Abstand nehmen von allem Vergänglichen und dem Reichtum ohne Bestand, lasst uns die Liebe zum Geld meiden wie das Gift der tödlichen Schlange. So dass wir einander lieben mit einer selbstlosen Liebe, die keiner nichtigen Absichten bedarf. Lasst uns danach streben, niemandem Schaden zuzufügen und niemandem seinen Erfolg zu neiden. Vielmehr lasst uns Gott preisen, der uns die Gnade seiner Wohltaten und seiner Barmherzigkeit schenkt. Lasst unsere Verehrung des Herrn wachsen und stärker werden, dass wir mit uns mit Leib und Seele hingeben der Liebe zu ihm und fest stehen im Gehorsam zu ihm, so dass er uns nicht zu tadeln braucht, wie er das Volk Israels durch den Propheten Jessaias getadelt hat: ,,Wenn ihr bereit seid zu hören, sollt ihr den Ertrag des Landes genießen. Wenn ihr aber trotzig seid und euch weigert, werdet ihr vom Schwert gefressen. Ja, der Mund des Herrn hat gesprochen.“ (Jes 1,19-20)
Wie sehr uns Gott beschützt und für uns sorgt! Er weist uns darauf hin und belehrt uns, wenn er sieht, dass wir in der Ausübung unserer religiösen Pflichten nachlässig geworden sind. Das eine Mal leitet er uns durch seine weisen Anordnungen, die voll Gnade sind, das andere Mal warnt er uns durch seine Gesandten und Propheten, um uns zu belehren und uns aus unserer Trägheit wach zu rütteln und damit wir uns von unserem Absturz wieder aufrichten und aus unserer Nachlässigkeit uns erheben und von uns werfen alle Trägheit und Gleichgültigkeit und uns zum Aufbruch bereit machen. Denn er hält vor uns nicht verborgen, dass wir hier in einem weit entfernten Land aufhalten, nur vorübergehend hier wohnen, dass wir doch Reisende sind. So wie der Prophet David sagt: „Ich bin hier so weit weg auf der Erde, doch deine Gebote sind auch hier für mich wirksam.“ Ebenso sagt Paulus der Apostel: Wir sind also immer zuversichtlich, auch wenn wir wissen, dass wir fern vom Herrn in der Fremde leben, solange wir in diesem Leib zu Hause sind; denn als Glaubende gehen wir unseren Weg, nicht als Schauende. Weil wir aber zuversichtlich sind, ziehen wir es vor, aus dem Leib auszuwandern und daheim beim Herrn zu sein. „Deswegen suchen wir unsere Ehre darin, ihm zu gefallen, ob wir daheim oder in der Fremde sind“ (2.Kor 5,6-9).
Da wir dies erfahren haben, so ist es unsere Pflicht, dass wir uns von dieser Welt loslösen und unsere ganze Sichtweise darauf richten, unsere Herzen darauf hinlenken, unsere Gedanken darauf abzielen und unser Verstand darauf eingerichtet ist, dass wir all dies aufgeben und uns dorthin aufmachen, was weit edler und großartiger ist als dies hier. Bemühen wir uns, uns darauf vorzubereiten und Proviant vor der Reise bereitzustellen, damit wir unseren bedürftigen Brüdern und Schwestern Gutes tun können, dass wir die Witwen trösten, die Waisen unterstützen, den Nackten Kleidung geben, den Hungrigen zu essen geben, die Kranken besuchen, die Gefangenen aufsuchen und Fremden Zuflucht gewähren. Denn damit handeln wir gemäß der wichtigen Anweisung unseres Herrn Jesus Christus: „Denn ich war hungrig, und ihr habt mir zu essen gegeben; ich war durstig, und ihr habt mir zu trinken gegeben; ich war fremd und obdachlos, und ihr habt mich aufgenommen; ich war nackt, und ihr habt mir Kleidung gegeben; ich war krank, und ihr habt mich besucht; ich war im Gefängnis, und ihr seid zu mir gekommen.
Dann werden ihm die Gerechten antworten: Herr, wann haben wir dich hungrig gesehen und dir zu essen gegeben, oder durstig und dir zu trinken gegeben? Und wann haben wir dich fremd und obdachlos gesehen und aufgenommen, oder nackt und dir Kleidung gegeben? Und wann haben wir dich krank oder im Gefängnis gesehen und sind zu dir gekommen? Darauf wird der König ihnen antworten: Amen, ich sage euch: Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan“(Mt 25, 35-40)
Wir betrachten unsere Nachbarn und die Armen nicht geringschätzig, denn der Herr der Herrlichkeit hat sie seine Brüder genannt, denn wer sich erkühnte und sie verachtete, der wurde von seinem Schöpfer getadelt und verachtet, so wie dies in den Sprichwörtern steht: ,,Wer den Geringen bedrückt, schmäht dessen Schöpfer, ihn ehrt, wer Erbarmen hat mit dem Bedürftigen.“ (Spr 14,31) und ebenso steht: ,,Beraube den Schwachen nicht, denn er ist ja so schwach, zertritt den Armen nicht am Tor! Denn der Herr führt den Rechtsstreit für sie und raubt denen das Leben, die sie berauben.“ (Spr 22, 22-23). Und weiters: ,,Wer den Armen verspottet, schmäht dessen Schöpfer“ (Spr 17, 5)
So hat er uns dies aufgetragen im Umgang mit Armen und Bedürftigen. Warum aber verachten und meiden wir sie, weisen wir sie stolz ab und lassen sie unbeachtet, tadeln und demütigen sie und setzen uns nicht an einen Tisch mit ihnen? Warum halten wir uns nach anderer Art erschaffen und der uns formte, ist ein anderer als der sie formte?
Würden wir mit den Augen unseres Herzens sehen und nach unserem Verstand urteilen, so würden wir die Stellung, die Erhabenheit und die Würde dieser Armen deutlich erkennen, denn sie sind Geschwister des Herrn. ER sagte nicht zu den Reichen, den Angesehenen und den hohen Würdenträgern: „Ihr seid meine Geschwister“. Wir haben nie gesehen, dass Jesus das Haus eines Reichen betreten hat, aber wir haben ihn oft bei den Armen und Bedürftigen gesehen, er hat ihnen die Sünden verziehen und den Übeltätern den rechten Weg gezeigt. So sprach der Höchste im Kapitel des Evangeliums des heutigen Tages: ,,Jesus hörte es und sagte zu ihnen: Nicht die Gesunden brauchen den Arzt, sondern die Kranken. Ich bin gekommen, um die Sünder zu rufen, nicht die Gerechten (Mk 2,15-18).
So sehen wir wie der Herr sprach: „Ich bin in die Welt gekommen, um die Kranken zu heilen und den Siechen Genesung zu bringen. Deshalb gab er uns zahlreiche Belehrungen und ermahnte uns in seinen verschiedenen Predigten, in der Absicht, uns zur Umkehr zu ihm und uns ihm nahe zu bringen, alle unsere Angelegenheit zu leiten, damit wir in allen Dingen auf ihn vertrauen. So ist es unsere Pflicht, meine Geliebten, dass wir von unseren Fehlern ablassen, unsere Sünden bereuen, unseren Lastern entsagen und von unserer Trägheit aufwachen und handeln wie es unserem Herrn wohl gefällt. Dann wird er uns mit seinem Himmelreich belohnen, mit seiner Barmherzigkeit und seiner göttlichen Liebe, unser König und Erlöser, Jesus Christus, der in alle Ewigkeit gepriesen sei, seine Barmherzigkeit sei mit uns. Amen.